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Zeigst Du Deine Gefühle? - Die Vorbildrolle von Eltern im Umgang mit Emotionen

 

Kinder können ihre Gefühle noch nicht benennen. Wenn es um Gefühlsmanagement und Emotionsregulierung geht, sind sie erst einmal auf ihr Umfeld und die Co-Regulation durch ihre Eltern angewiesen. Denn erst ab einem Alter von vier Jahren fangen Kinder an, ihre Gefühle zunehmend selbstständig zu regulieren, sich also selbst zu beruhigen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die für sie funktionieren. Davor brauchen sie ihre Eltern dazu. Und auch in den späteren Jahren lernen sie noch unglaublich viel durch die elterliche Vorbildrolle und ein sicheres Umfeld.

 

Um zu verstehen, wie Kinder Emotionsregulierung und Gefühlsmanagement lernen, dürfen wir zunächst die wichtigsten Begriffe klären:

 

Was sind Emotionen und Gefühle?

 

Zu den Emotionen gehört das komplette Erleben und Ausdrücken von Gefühlen, Stimmungen und Körperempfindungen (inklusive Mimik, Gestik und Handlung), was oft für den Betroffenen nicht bewusst und benennbar ist. Es wird eher als inneres Chaos und Aufgewühltheit wahrgenommen.

 

Von Gefühlen sprechen wir, wenn wir das Empfundene einordnen und ihm einen Namen geben können: z.B. "da ist Wut...und darunter ist Verzweiflung und darunter liegt Ohnmacht". Der Emotionsbrei muss also in seine einzelnen Zutaten zerlegt werden.

 

In meinen Herzkompass© Intensive Trainings lernen die Teilnehmenden ziemlich genau, ihre emotionale Lage zu analysieren und zu verstehen, welche Gefühle tatsächlich da sind. Denn das haben die meisten Erwachsenen nie gelernt! Es gibt kein Schulfach "Gefühle" und oft erleben wir negative Emotionen als unangenehm und unerwünscht. Und dann passiert unbewusst das immer gleiche Muster: etwas in unseren Beziehungen eskaliert. Weil wir Emotionen nicht anschauen, nicht benennen, nicht ausdrücken und nicht aussprechen. Wir verdrängen und versuchen uns unter "Kontrolle zu halten", bis es eben nicht mehr geht und wir dann einen Ausbruch erleben, den wir dann überhaupt nicht mehr unter Kontrolle haben. Besser wäre es stattdessen, von Anfang an die Gefühle (und seien sie noch so unscheinbar) wahrzunehmen, einzuordnen und zu verarbeiten. Ich gebe Dir hier einen Einblick, wie das gehen kann.

 

 

Wut ist ein deckmantel für andere gefühle

 

Wut ist immer ein Deck- und Schutzmantel für andere Gefühle und Emotionen. Wut zeigt uns an, dass der Emotionsdruck zu hoch ist. Wut zeigt auch an, dass es nicht sicher ist, andere Gefühle zu zeigen. Denn gerade wenn Menschen ihre Verzweiflung, Ohnmacht, Traurigkeit, Angst, Schuld oder Scham zeigen, machen sie sich verletzlich und angreifbar. Evolutionär gesehen ist es sicher keine gute Idee, sich vor dem Gegenüber verletzbar zu machen. Selbst kleine und schwache Tiere versuchen in der Natur gross und stark oder furchteinflössend zu wirken. Sie faken das und dafür gibt es in der Biologie sogar Namen - zum Beispiel "Mimikry", bei dem ein schwaches Tier ein gefährliches Tier nachahmt, wie der Schmetterling, der durch sein Muster eine Hornisse nachahmt.

 

Es ist daher im Menschen immer noch tief verwurzelt, sich nur ganz bestimmten Menschen zu offenbaren und ihre wahren Gefühle zu zeigen. Das setzt allerdings auch voraus, dass der Mensch sich mit seinen Gefühlen auseinandergesetzt hat, denn erst wenn er selbst seine Gefühle verstanden hat, kann er sie mit anderen teilen.

 

Wenn das engste umfeld nicht sicher ist

 

Was passiert jedoch bei einem Kind, das im engsten Umfeld erlebt, dass es nicht sicher ist, bestimmte Emotionen zu zeigen. Selbst wenn das Elternhaus an sich behütet ist, kann es vorkommen, dass dem Kind die zwei wichtigsten Bedürfnisse entzogen oder verletzt werden, wenn es bestimmte Emotionen ausdrückt: nämlich der Selbstwert und die Zugehörigkeit.

 

Ich möchte ein paar typische Beispiele machen, damit es klarer wird, was ich meine.

  1. Ein Junge zeigt Angst und möchte nicht ins kalte Wasser vom Beckenrand springen. Der Vater sagt: "Hey, bist du ein Mädchen, oder was?" (Der Junge verliert dadurch seine Zugehörigkeit zur männlichen Welt, sein Selbstwert als Junge wird abgewertet).

  2. Ein Junge verletzt sich und weint, der Vater sagt: "Jetzt stell dich nicht so an, ein Indianer kennt keinen Schmerz." (Der Junge verliert dadurch seine Zugehörigkeit zur "starken" männlichen Welt, sein Selbstwert als Junge wird abgewertet).

  3. Ein 2jähriges Mädchen ist traurig, weil ein anderes Kind im Sandkasten kam und einfach sein Spielzeug weggenommen hat. Es hat zudem Angst, dass es sein Spielzeug nicht mehr wiederbekommt. Da hat es dem anderen Kind das Spielzeug weg gerissen. Das andere Kind weint jetzt. Die Mutter sagt: "Das ist aber nicht nett von dir, dein Spielzeug nicht zu teilen. Schau mal, das andere Kind weint jetzt ganz doll." (Das Mädchen lernt, dass Angst und Traurigkeit nichts gelten gegenüber dem Wert des "lieb/nett seins und des Teilens" - denn Mädchen sollten doch nett sein und teilen oder?)

  4. Ein 6jähriges Mädchen erlebt, dass die eigene beste Freundin plötzlich ganz viel mit einer anderen Schulkameradin unternimmt. Die zwei tuscheln immer wieder und haben wohl Geheimnisse. Das ausgeschlossene Mädchen fühlt sich einsam. Es fühlt unter der Einsamkeit noch etwas anderes, das im Herzen weh tut und das es vielleicht später als Teenager in der ersten Liebe noch einmal erfahren wird: Eifersucht. Ausgeschlossen zu werden ruft aber noch ein drittes Gefühl auf den Plan: Scham. Denn tief im Inneren schämt sich dieses Kind dafür, nicht so "toll" wie das andere Mädchen zu sein, fallen gelassen zu werden. Es fühlt sich unsichtbar und unwichtig. So viele Gefühle kommen hoch. Doch bei den Eltern kann es diese Gefühle nicht ausdrücken. Denn wenn die Eltern erfahren, dass ein anderes Mädchen besser ist, dann werden sie sich ebenfalls schämen oder? Dann werden sie nicht mehr stolz auf ihre Tochter sein. Also erzählt das Mädchen daheim nur, dass es mit der bisherigen Freundin nichts mehr zu tun haben möchte, dass sie einfach "doof" ist. Und die Eltern lassen es so stehen, denn "Kinder sind nun mal so oder? Sie wechseln in diesem Alter ständig ihre Freundschaften und es ist auch ganz normal, dass sich Mädels in diesem Alter ab und zu so einen Zickenterror machen."
    So schluckt das Kind die Emotionen herunter und beschliesst, dass es diese schlimmen Gefühle, die so weh tun, nie mehr fühlen möchte. Denn sie erschüttern seinen Selbstwert und die Zugehörigkeit bis ins Mark.

  5. Ein Teenager hat unglaublich Liebeskummer, er meint fast daran sterben zu müssen, möchte nichts essen und nicht aus dem Zimmer kommen. Die angebetete Freundin hat sich nach 6 Wochen getrennt und flirtet jetzt mit einem anderen. Die Eltern bekommen das mit und verkneifen sich ein Lachen: "Ja das sieht erstmal schlimm aus, aber glaub mir, du wirst noch viele Beziehungen haben. Liebeskummer vergeht mit der Zeit. Immerhin wart ihr nur 6 Wochen zusammen. Du wirst sehen, da kommen noch viel bessere Mädels. Andere Eltern haben auch hübsche Töchter."

Ich könnte noch weitere Beispiele machen, doch ich denke, Du verstehst langsam, um was es hier geht. Die Gefühle zu benennen, sie also aufzudröseln und offen vor sich hinzulegen, darüber zu sprechen, in einem liebevollen offenen neutralen (nicht-wertenden) Raum, wäre die Voraussetzung dafür, dass Kinder sich mit ihren Gefühlen sicher fühlen können und dass sie lernen, gesund damit umzugehen, anstatt sie zu verstecken, zu verdrängen, herunterzuschlucken, abzuschneiden.

 

ein sicherer Raum: was ist das?

 

Schauen wir uns noch einmal genauer an, was ein sicherer Raum bedeutet:

  1. Das Kind wird in seinen Gefühlen ernst genommen: es wird nicht ausgelacht, nicht als unwichtig abgewertet, den Gefühlen des Kindes wird Aufmerksamkeit und Präsenz geschenkt, ihm wird aktiv zugehört

  2. Das Kind erfährt einen neutralen objektiven Raum: jede Be- oder Abwertung ist fehl am Platz. Wenn es um die Gefühle geht, darfst Du Dir als Elternteil vorstellen, Du wärst ein Therapeut. In einem therapeutischen Setting geht es nicht darum, Meinungen auszutauschen oder zu einem bestimmten Klienten zu halten. Es geht darum, alles was da ist, alles was fühlbar ist und gedacht wird, in einer Allparteiligkeit oder Neutralität auf den Tisch zu bringen und zu hören.

  3. Das Kind darf Tränen, Schwäche und Verzweiflung zeigen: alles darf da sein und Du musst das als Elternteil (aus-)halten können. Es ist Deine Aufgabe, den Raum dafür zu halten. Du darfst Anteil nehmen, Du darfst Dein Kind liebevoll berühren oder ihm ein Taschentuch reichen. Aber lass Dein Kind alle diese Emotionen fühlen und ausdrücken, ohne dass Du mit ins Drama fällst.

  4. Ein sicherer Raum ist ein Ort zum Lernen und Ausprobieren: Dein Kind darf hier erforschen, was ihm in bestimmten Emotionalen Zuständen hilft und wie es diese ausdrücken möchte. Es ist noch am lernen! Und Du kannst Deinem Kind dabei Hilfestellung geben: gemeinsam tief atmen, eine Kissenschlacht machen, ein Bild malen, traurige Musik hören, tönen und schreien... Du bist ausserdem Helfer dabei, die Emotionen zu benennen und ihnen einen Namen zu geben. Sprich aus, was Dein Kind fühlen könnte. Dein Kind wird dadurch mehr und mehr lernen, seine Gefühle selbst zu benennen.

ohne elterliche gefühle geht es nicht

 

Ein wichtiger Punkt ist das Gefühle-Zeigen der Eltern. Du hast das vielleicht selbst schon an Dir beobachtet: in einer Gruppe, die vertrauenswürdig und authentisch ist, traust Du Dich, Deine Gedanken und Gefühle zu teilen. Das ist zum Beispiel der Fall in einer Gruppe enger Freunde, die sich lange und gut kennen.

In einem beruflichen Kontext, in dem keiner seine wahren Gedanken und Gefühle offenbart, sondern eher "Spiele zum eigenen Vorteil" gespielt werden, würdest Du Dich wahrscheinlich kaum offenbaren und wahrhaftig mitteilen. Denn nur wenn Dein Gegenüber sich verletzlich zeigt, kannst Du das auch tun.

So geht es auch den Kindern. Wenn Eltern authentisch sind und ihre Gefühle ausdrücken, dann trauen sich die Kinder auch, sich verletztlich zu zeigen.

 

Und dieses sich zeigen hat noch einen Vorteil: Du bist ein Vorbild für Deine Kinder. Wenn Du Deine Gefühle und Emotionen benennst, dann lernt Dein Kind das alles ganz automatisch von Dir. Und auch wie Du mit Deinen Gefühlen umgehst - gesund oder ungesund - schaut es sich von Dir ab.

 

Sag zum Beispiel:
"Ja ich muss gerade weinen. Ich bin einfach traurig, weil..."
"Ich bin gerade so frustriert, weil heute alles schief geht. Deshalb kann ich gerade nicht so ruhig sein wie sonst."

"Heute habe ich ein Chaos in mir. Ich fühle mich heute nicht wie ich selbst. Deshalb brauche ich etwas Zeit für mich."

"Ich bin gerade richtig wütend, dass du mir die ganze Zeit widersprichst und die Grenzen überschreitest. Aber am meisten wütend bin ich auf mich, denn ich fühle mich hilflos. Egal was ich sage, kommt bei dir gerade nicht an."

 

Wenn Du diese Sätze liest merkst Du, welche Bewusstheit und Achtsamkeit es von Dir als Eltern erfordert, so zu agieren. Und nicht nur das. Es erfordert auch, dass wir als Eltern in unserer sozialen Reife bleiben und nicht in unser trotziges Kind-Ich abrutschen. All diese schmerzhaften Resonanzen müssen wir erstmal in uns selbst aufgreifen, fühlen und bewältigen, wenn wir authentisch, frei und klar über Gefühle sprechen und sie ausdrücken wollen. Es erfordert die Fähigkeit, in einer Art Meta-Ebene bleiben zu können, obwohl wir den Schmerz in uns fühlen. Es braucht aus meiner Erfahrung Monate, um diese Schritte zu gehen, aber es ist machbar. Und es wird immer besser. In meiner Herzkompass© Coach Ausbildung ist das ein grosser Bestandteil in Theorie und Praxis.

 

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Erste hilfreiche schritte im "Gefühlstraining"

 

Ich möchte Dir Mut machen: selbst wenn Du jetzt noch kein Gefühlsexperte in Sachen eigener Gefühle bist, dann kannst Du zwei ganz entscheidende Dinge für Dein Kind tun. Du bist NICHT MACHTLOS!

 

Die erste wichtige Botschaft ist: EMOTIONEN WOLLEN ZU ENDE GEFÜHLT WERDEN.

Hör also einfach auf, Emotionen klein zu reden, abzuwerten, Dein Kind davon abzulenken, ihm ein Gefühl zu verbieten etc. HALTE NUR DEN RAUM, bis das Gefühl des Kindes von selbst abflacht.

 

Wie machst Du das?

  1. Sei mit Deiner Präsenz voll und ganz bei Dir und in Eurem Beziehungsraum: fühle Deinen Körper und fühle Dein Kind. Halte den Raum zwischen Euch.
  2. Atme alle Emotionen stellvertretend für Dein Kind in die Erde aus. So lange bis es im Kind ruhiger wird. Bleibe dabei NEUTRAL!
  3. Wenn das Kind etwas ruhiger wird, kannst Du eine Berührung, eine Hand, eine Umarmung anbieten.

 

Die zweite wichtige Botschaft ist: EMOTIONEN SOLLEN GESUND VERARBEITET WERDEN.

Selbst wenn Du also nicht genau weisst, was hinter Deinem Emotions-Chaos steckt, gewöhne Dir an, das was Du fühlst auf gesunde Art und Weise zu verarbeiten. Denn hier bist Du ein wichtiges Vorbild für Deine Kinder.

 

Ich werde Dir kurz die Unterscheidung von gesund und ungesund klar machen.

 

Ungesunde Emotionsregulierung:

  • anderen die Schuld geben und sie anschreien
  • sich in Süchte flüchten: Alkohol, Zigaretten, Medien...
  • zuviel essen oder gar nicht essen
  • Emotionen runterschlucken und verstecken
  • eine Maske aufsetzen und so tun, als würde es Dir gut gehen

Gesunde Emotionsregulierung:

  • Natur: Spazierengehen, Fahrradfahren
  • Sport treiben
  • Kommunizieren
  • Singen
  • Bewusstes Atmen
  • Schreiben / Journaling
  • Weinen

 

 

Die dritte wichtige Botschaft ist: EMOTIONEN BRAUCHEN BESTÄNDIGE AUFMERKSAMKEIT

Damit meine ich, dass wir anfangen uns zu beobachten und auch kleine Gefühlsverstimmungen wahr- und ernstzunehmen. Denn in aller Regel gehen Menschen drüber: sie reden sich ein, dass das nicht wichtig ist, nicht gross genug ist, dass sie funktionieren müssen. Und erst wenn es dann zum Ausbruch kommt und das Fass bereits überläuft, reagieren sie. Aber beim Kochen würdest Du ja auch besser vorher den Herd herunterschalten bevor die Suppe überkocht oder?

Werde achtsam dafür, was in Dir abläuft. Welche Gefühle sich zeigen. Führe für 2-4 Wochen ein Stimmungstagebuch, um dich besser kennenzulernen. Achte darauf, was Dir gut tut und was Deine Stimmung beeinflusst.

Gehe achtsam mit allen Gefühlen um und agiere bewusst: atme alle Stimmungen, alles Chaos, alle benennbaren Gefühle in die Erde aus. Wiederhole für 5 tiefe Atemzüge.

 

Deine Chefin kritisiert Dich? Atme.

Dein Kind widerspricht Dir? Atme.

Deine Mutter macht Dir Vorwürfe? Atme.

Deine Partner(in) schenkt Dir heute zu wenig Beachtung? Atme.

 

Atmen und wahrnehmen, mit Deiner ganzen Präsenz, ist der Grundstein für die Emotionsregulierung. Das bedeutet: Punkt eins gilt auch für Dich! Fühle Deine Gefühle und fühle sie zu Ende. Nimm sie als Superpower wahr, die Dein Leben lebendig machen, anstatt sie abzutun als lästiges Etwas.

 

 

Die vierte wichtige Botschaft ist: HINTER EMOTIONEN VERBERGEN SICH BEDÜRFNISSE
Immer, wenn Du (oder Dein Kind) sehr emotional wirst, kannst Du Dich fragen, welches Bedürfnis gerade unerfüllt ist. Denn Gefühle haben eine Botschaft für uns. Fühlst Du Dich unsicher, wünschst Du Dir Sicherheit und Vertrauen. Fühlst Du Dich ohnmächtig, wünschst Du Dir Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung. Fühlst Du Dich einsam, wünschst Du Dir Zugehörigkeit, Verbindung oder Unterstützung.

Wenn das Bedürfnis klar ist, kannst Du viel besser in die Handlung gehen! Was kannst Du konkret tun, um Dir dieses Bedürfnis jetzt selbstverantwortlich zu erfüllen? Auf diese Weise verlässt Du den Opfermodus.

 

 

Die fünfte wichtige Botschaft ist: HINTER EMOTIONALITÄT VERSTECKEN SICH ERLERNTE GLAUBENSSÄTZE UND BEWÄLTIGUNGSSTRATEGIEN

Hinterfrage, welche nicht-dienlichen Glaubenssätze Du mit Emotionalität verbindest, z.B. 

  • Gefühlsduselei führt zu nichts
  • Gefühle machen schwach und Schwäche darf ich als Mann / Frau nicht zeigen 
  • Gefühle nehmen mir meine Souveränität
  • Männer dürfen nicht weinen
  • Ich muss immer stark sein
  • Der Starke gewinnt
  • Gefühle sind unkontrollierbar 
  • Mach Dich niemals angreifbar
Ersetze sie durch neue Gedanken:
  • Gefühle zeigen mir, was mir wichtig ist und was ich gerade brauche 
  • Gefühle haben einen Sinn, sonst gäbe es sie nicht 
  • Wut zeigt mir, dass meine Grenzen überschritten sind 
  • Wut zeigt mir, dass ich Sicherheit brauche 
  • Gefühle zeigen mir, dass ich mich um mich selbst kümmern darf
  • Gefühle gehören mir nicht - sie kommen und gehen
  • Eine Gefühlswelle dauert nur 90 Sekunden 
  • Gefühle verbinden mich mit anderen Menschen 
  • Gefühle machen mich menschlich und integer

 Hinterfrage auch bisherige Bewältigungsstrategien, die nicht mehr gut funktionieren:

  • mauern
  • herunterschlucken
  • verdrängen
  • vermeiden
  • ablenken
  • schauspielern

 

Die sechste wichtige Botschaft ist: EMOTIONEN BRAUCHEN SELBSTVERANTWORTUNG - AUS DEM ERWACHSENEN-ICH

In der Emotion landen wir häufig in einem alten Schmerz aus der Kindheit, der uns gar nicht so bewusst ist. Dann führt das zu unangemessen Über-Reaktionen, die auch Dein eigenes Kind erschrecken können oder ihm die Schuld zuschieben. Bleibst Du im Erwachsenen-Ich, kannst Du angemessen und selbstverantwortlich re-agieren, was sehr wichtig für Dein Kind ist: sowohl für seine psychische Gesundheit, wie auch für sein eigenes Lernen. Ein Beispiel: welchen Einfluss hat es auf Dein Kind, wenn Du Dich als Opfer Deiner Emotionen und Deiner Situation siehst und dem Umfeld die Schuld gibst? Und welchen Einfluss hat es auf Dein Kind, wenn Du besonnen bleibst, Deinen Anteil siehst und das beste aus der Situation machst?

Dieser Teil ist in der energetischen Arbeit sehr wichtig: Eltern müssen auf ihrem Platz sein und in der Selbstverantwortung.

 

Gefühle lernt man gut im Nicht-emotionalen zustand

 

Da das menschliche Gehirn im emotionalen Zustand die Tendenz hat, den Neokortex abzuschalten und den fight/flight-Modus zu aktivieren, sind Kinder in einem emotionalen Chaos oft überhaupt nicht mehr zugänglich (und Erwachsene oft auch nicht). Entsprechend schwer könnte es sein, in einer emotionalen Situation über die Gefühle zu sprechen.

 

Aber NACH DER SITUATION ist das oft sehr gut möglich. Sprecht also danach, wenn das Kind wieder ruhig und zugänglich ist, über das, was das Kind gefühlt und was sich unter der Wut gezeigt hat. Diese nachträgliche Verarbeitung wird übrigens auch bei Traumata angewandt. Es verknüpft die richtigen Synapsen im Gehirn, um das Geschehene und Erlebte im Gehirn einzuordnen, einzuschätzen und zu verarbeiten.

 

Auch ABSTRAKTE SITUATIONEN eignen sich zum Lernen von Gefühlen. Damit meine ich zum Beispiel: das Kind lernt anhand Puppen-Rollenspielen, Kinderbüchern, Hörbüchern, (wertvoller) Filme, oder Projekte in der Schule, wenn es dabei bewusst um den Umgang mit Gefühlen geht. So gibt es übrigens auch tolles Material für Pädagogen für das Erlernen und Üben der Gewaltfreien Kommunikation (GfK).

 

Auch alle ACHTSAMKEITSTECHNIKEN helfen dem Kind bei der Emotionsregulierung. Denn sie trainieren das Nervensystem darauf, den "Kurzschluss" / das Ausflippen zu verhindern. Sie helfen auch, Emotionen schneller und gesünder zu verarbeiten, z.B. über Atemtechniken.

 

fazit

 

  1. Emotionen sind weder gut noch schlecht - sie sind einfach. Und sie haben eine Funktion. Wer alle Gefühle annehmen kann, lebt ganzheitlicher und insgesamt leichter/glücklicher.

  2. Du hast einen recht grossen Einfluss darauf, ob Dein Kind lernt, konstruktiv mit Emotionen umzugehen. Aktiviere Deine Selbstwirksamkeit! Im Grunde geht es im einzelnen um das JA ZU DEN EIGENEN GEFÜHLEN. Du darfst also gefühlsbetont leben und Dich FÜR Gefühle entscheiden, weil sie das Leben bereichern und die Weiterentwicklung vorantreiben, solange wir GESUND und ANGEMESSEN mit Gefühlen umgehen (siehe Tipps oben).

  3. Emotionsregulierung ist eine soziale Leistung, die mit kommunikativen Fähigkeiten, Empathie, Bewusstheit und der Offenheit für sich selbst zu tun hat. Kulturelle und gesellschaftliche Narrative und Normen können diese Leistung gefährden, indem sie Nettigkeit, Altruismus oder Funktionalität überbetonen. Auch weibliche und männliche Bilder transportieren Werte, die der gesunden Impulskontrolle oft im Weg stehen. Es würde den Rahmen sprengen, sich damit in diesem Blogbeitrag auseinanderzusetzen, aber vielleicht möchtest Du ja selbst mal diese Themen für Dich bewegen und Deine eigene Sozialisation hinterfragen. Das ist immer wertvoll, um dann die eigenen Kinder bewusst "anders" zu begleiten.

 

 

Komm gerne auch in einen meiner Kurse oder in meine Einzelbegleitung, wenn Du das Gefühl hast, dass Du hier Unterstützung und Weiterentwicklung wünschst.

 

 

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