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Wie Rituale das Selbstvertrauen Deines Kindes stärken

 

Entdecke einfache und liebevolle Rituale für Euren Alltag, die deinem Kind Sicherheit, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen schenken.  Selbstvertrauen ist dabei wie ein innerer Kompass, der Kindern hilft, neue Herausforderungen anzunehmen und Krisen zu bewältigen. Es entsteht nicht von heute auf morgen, sondern wächst durch liebevolle Begleitung, kleine Erfolgserlebnisse und verlässliche Strukturen im Alltag.

 

Selbstvertrauen ist sehr eng verknüpft mit Selbstwirksamkeit und ist auch eine Folge davon zu erleben, selbst wirksam und handlungsfähig zu sein.

 

Ich möchte Dir im Folgenden vier Kernaspekte für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit vorstellen (Selbstwirksamkeitstheorie nach Bandura):

  1. Das Erleben eigener positiver Erfahrungen
  2. Das Beobachten von Bezugspersonen, die positive Erfahrungen machen
  3. Liebevolle Ermutigung und Unterstützung durch das nahe Umfeld
  4. Ein Umfeld, in dem harmonische und positive Emotionen wie Liebe, Freude und Akzeptanz spürbar ist

Ein wirksames Mittel, um Kinder in ihrer Entwicklung und Selbstwirksamkeit zu stärken, sind Rituale. Sie geben Halt, Orientierung und Mut. Die folgenden Rituale orientieren sich an den vier Kernaspekten, die Du gerade kennengelernt hast.

 

Das Erleben eigener positiver Erfahrungen

  1. Etwas alleine tun dürfen: je nachdem, wie alt Dein Kind ist, geht es hier um Rituale, in denen Dein Kind eine Handlung selbstbestimmt und alleine durchführen darf, obwohl es dabei vielleicht an seine Grenzen stösst. Das kann bei Kleinkindern bedeuten, jeden Tag alleine die Treppe zur Wohnung hochzukrabbeln/-gehen. Das kann bei Kindergartenkindern bedeuten, jeden Tag die Wasserkaraffe aufzufüllen und vor dem Essen jedem einzuschenken. Und es kann bei Schulkindern bedeuten, alleine mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, sich selbstständig das Pausenbrot zu belegen oder jeden Samstagmorgen alleine beim Bäcker die Brötchen zu holen oder den Pfannkuchenteig/das Rührei fürs Frühstück anzurühren.
    Wichtig ist: die Motivation etwas alleine zu tun, darf sich aus dem Kind heraus zeigen. Zwinge Dein Kind also nicht zu etwas, sondern beobachte, in welchen Bereichen es von selbst nach Autonomie strebt. Viele Kinder wollen in der Küche helfen. Viele Kinder wollen alleine Fahrrad fahren. In all diesen Dingen darfst Du sie ermutigen und daraus dürfen Rituale entstehen, die zu Eurem Familienrhythmus passen.

  2. Kleine Aufgaben verteilen: es stärkt ebenfalls die positiven Erfahrungen, wenn Kinder kleine Aufgaben erhalten, die sie selbstständig und ohne Kontrolle der Erwachsenen durchführen können. Tisch decken, Staubsaugen, die Schuhe ins Schuhregal stapeln, die Wäsche in passende Körbe verteilen, Spielsachen aufräumen... all das stärkt die Erfahrung, Teil der Familie zu sein und einen Beitrag zu leisten. Organisiere die Dinge so, dass sie kindgerecht und einfach durchführbar sind. Statt die Wäsche der Kinder ordentlich zu falten, ist es vielleicht auch okay, sie einfach in Körben aufzubewahren, so können die Kinder sie schon selbst in die Körbe sortieren. Das Aufräumen kann als tägliches oder zweitägliches Ritual durchgeführt werden: dazu könnt ihr z.B. eine lustige oder motivierende Aufräum-Musik auflegen. Die Challenge könnte sein, alles in der Zeit dieses Liedes aufzuräumen.

  3. Familienrituale: das sind Rituale, bei denen jeder von Euch involviert ist. Bei uns hat sich zum Beispiel schon recht früh das Ritual entwickelt, jeden Samstag gemeinsam die Wohnung sauber zu machen. Gemeinsam geht`s viel schneller, jeder hilft und gibt einen Beitrag und ich selbst muss unter der Woche nicht mehr so viel tun.
    Genauso schön ist es, vielleicht jeden Samstagnachmittag gemeinsam Brettspiele zu spielen, einen Fahrradausflug mit Picknick zu machen, jeden Sonntag Schwimmen zu gehen usw. Und auch beim Vorlesen ist geteilte Freude doppelte Freude. Denn viele Kinder kennen ihr Lieblingsbuch auswendig. So kannst Du als Erwachsener immer wieder die Kinder ein kurzes Stück "vorlesen" lassen. Das funktioniert auch, wenn die Kinder noch gar nicht lesen können.

Rituale bedeuten für Kinder Sicherheit und Freude, weil sie genau wissen: am Wochenende machen wir wieder dies und jenes. Natürlich muss es nicht immer genau das gleiche sein. Aber eine regelmässige Wiederholung verschiedener Aktivitäten ist hilfreich, anstatt immer wieder was neues zu machen. Ich beobachte das oft auch bei Nichten und Neffen: eigentlich will das Kind immer nur Fussball spielen, das andere immer das gleiche Buch lesen, das nächste immer nur malen... Kinder fordern also von sich aus diese Routinen und Rituale ein. Es ist sinnvoll darauf einzugehen, bis das Kind von selbst genug hat und dann den nächsten Erfahrungsspielraum wählt. Meistens geht es heutzutage leider um die Erwachsenen. Denen ist es zu langweilig oder sie haben keine Geduld dafür, die Kinder in den Haushalt einzubinden. Und so nehmen wir den Kindern oft das weg, was ihr Gehirn zur Verknüpfung der Synapsen bräuchte: die Wiederholung und die Selbstwirksamkeit, die Sicherheit schenkt und stabile Verbindungen im Gehirn knüpft.

 

 

das beobachten positiver erfahrungen im umfeld

 

Immer wenn Du als Elternteil oder Erwachsener etwas hinbekommst, darfst Du Dich dafür loben: "Das habe ich echt gut gemacht." / "Ich habe heute etwas neues gelernt." Wenn Kinder das hören, werden sie auch selbst ihre Erfahrungen anders reflektieren. Auch das Lernen aus Fehlern gehört zur Entwicklung von Selbstvertrauen dazu. Lies hierzu gerne meinen Artikel zum Growth Mindset.

 

Zu diesem zweiten Punkt gehört dann eben auch dazu, dass Mama und Papa sich auch trauen, sich auszuprobieren und Neue Erfahrungen zu machen. Gib nicht zu schnell auf, zeig Deinem Kind, dass es immer Möglichkeiten und Lösungen gibt. Sag ihm zum Beispiel: "Ich werde die Nachbarin dazu fragen. / Wir können mal im Internet recherchieren. / Wir müssen in die Bücherei um das herauszufinden." usw.

 

Ein Mensch der selbstwirksam und selbstvertrauend ist, ist jemand der Dinge nicht einfach abgibt, sondern sich darum bemüht, Neues selbst zu lernen oder es selbst hinzubekommen. Gerade auch die innere Haltung geben wir an unsere Kinder weiter. Wie wir über bestimmte Erfahrungen denken, wie wir mit Rückschlägen umgehen, wie wir reagieren, wenn das Auto kaputt geht oder das Essen verbrennt. All das prägt unsere Kinder. 

 

Wenn Kinder z.B. sehen, dass Du als Erwachsener reflektierst und das vielleicht in ein Tagebuch schreibst oder Erfolge und Dankbarkeitsmomente in einem GLÜCKSGLAS sammelst, dann werden sie höchstwahrscheinlich auch solche Dinge sammeln wollen. Und wenn sie sehen, dass Du Dich als Erwachsener nur ganz kurz darüber ärgerst, dass das Essen angebrannt ist und dann Pizza bestellst, werden sie auch erleben, dass Scheitern nichts schlimmes ist, sondern alltäglich dazu gehört und es einfach gilt, das beste aus solch einem Moment zu machen.

 

 

Liebevolle Ermutigung und Unterstützung

  1. Sätze wie"Ich weiss, dass das erstmal anstrengend oder schwierig erscheint, aber ich bin sicher, dass Du das lernen kannst/hinbekommst." schenken Deinem Kind Mut und Selbstvertrauen.

  2. Sätze wie "Es ist okay, wenn es beim ersten Mal nicht gleich klappt." ermutigen Dein Kind dranzubleiben.

  3. Am Abend im Bett könnt ihr ein Spiel spielen mit dem Namen "Was kannst du schon?" Dann darf Dein Kind alles aufzählen, was es schon/in letzter Zeit gelernt hat. Und dann könnt ihr auch reflektieren: Was gibt es noch zu lernen? Wo bist Du gerade dran? Und welche Fortschritte siehst Du von Tag zu Tag?
    Vor dem Einschlafen kannst Du Dein Kind auch fragen: „Was hast du heute gut gemacht?“ oder „Worauf bist du stolz?“ Dieser Rückblick lenkt die Aufmerksamkeit auf persönliche Erfolge und hilft Kindern, ihre Stärken bewusst wahrzunehmen.

  4. Morgendliche Power-Worte: Ein motivierender Start in den Tag legt den Grundstein für ein positives Selbstbild. Du kannst Deine Kinder morgens mit kurzen, stärkenden Sätzen begleiten: „Du schaffst das!“ oder „Ich glaube an dich.“ Diese kleinen Gesten signalisieren: Du bist nicht allein, ich vertraue dir.

  5. Liebe erzeugt Liebe: Das ist ein Leitsatz für die Erziehung. Mut lässt sich nicht erzwingen und Selbstvertrauen auch nicht. Weder durch Druck, noch durch Ärger. Das liebevolle Dranbleiben lässt den Raum entstehen, in dem die Kinder Lust haben sich spielerisch zu entfalten.

  6. “Du bist einzigartig“-Ritual: Nehmt euch regelmässig Zeit dieses Spiel zu spielen. Dabei gilt es den Satz beenden "Du bist einzigartig, weil..." Jedes Familienmitglied darf den Satz für ein anderes Mitglied beenden.

  7. Ausprobieren: Kreiere für Dein Kind Räume, sich zu spüren und auszuprobieren. Weniger fertiges Spielzeug, sondern stattdessen Verkleidungskisten, Bänder und Seile, Holz(bauklötze), Steine, Wolle und Alltagsgegenstände ermutigen Kinder, sich auszuprobieren. Der Raum des Experimentierens und sich Ausprobierens lässt Selbstvertrauen wachsen. Denn das Kind spielt hier mit seiner Identität in unterschiedlichen Rollen und Handlungen. Das Ausleben der kreativen Energie verbindet das Kind mit seiner Superpower, der Schöpferkraft. Immer wenn es diese Kraft spürt, wenn es in seinem Element ist, ist es voll Vertrauen und Zuversicht. Das, was sich durch das Kind zeigen will, kann dann auch ausgedrückt und ausgelebt werden.

  8. Mut-Steine oder Mut-Armband: Kinder können einen besonderen Stein bemalen oder ein Armband gestalten, das sie an ihre innere Stärke erinnert. Dieses Symbol begleitet sie durch schwierige Situationen und gibt ihnen Halt. Ihr könnt beim Gestalten über die persönlichen Stärken des Kindes sprechen und diese in Gedanken auf dem Stein/Armband "speichern".

  9. Entscheidungen aus dem Inneren Herzkompass: Anstatt Deinen Kindern Entscheidungen abzunehmen oder bei inneren Konflikten schnell einzugreifen, kannst Du Deinem Kind sagen: "Das ist keine einfache Situation für Dich. Aber spüre in Dein Herz. Dein Kompass wird Dich leiten." Leite Dein Kind dabei an, zu spüren, dass alles, was ihm gut tut, sich im Herz oder Körper leicht und weit anfühlt, während anderes eher Bauchweh, Enge und Schwere verursacht.

 

harmonisch-positives umfeld

 

Das wichtigste ist wohl das gesamte Umfeld es Kindes. Erlebt es Eltern, die liebevoll miteinander sind, die das Leben positiv sehen, die an das Gute im Menschen glauben, die Freude und Lebendigkeit vorleben, die echte Erfahrungen und Begegnungen schätzen?

 

Erfährt es Eltern, die ihm etwas zutrauen, das Kind nicht bei jedem zweiten Schritt ausbremsen, weil sie Angst haben, dass etwas passieren könnte? Erlebt es Eltern, die Zeit, Geduld und Präsenz für die Interessen und die Erfahrungswelt des Kindes aufbringen? (und wenn es nur das Beobachten einer Schnecke ist).

 

Reagieren Eltern verlässlich gleich auf das Verhalten des Kindes, so dass das Kind Orientierung hat? Bringen die Eltern Gelassenheit mit und Verständnis für die Unzulänglichkeiten des Kindes?

 

Rituale müssen nicht groß oder aufwendig sein, um wirksam zu werden. Entscheidend ist ihre Regelmäßigkeit und die emotionale Wärme, mit der sie durchgeführt werden. Ob kleine Alltagsgesten oder wöchentliche Familienmomente – Rituale geben Kindern Sicherheit, Orientierung und ein starkes Fundament für ihr Selbstvertrauen. Schon ein paar Minuten täglich können den Unterschied machen. Und ein kleiner Satz wie "Du bist so wertvoll" kann Leben verändern und sich tief im Gedächtnis der Kinder verankern.

 

Ganz wichtig zu verstehen ist:

 

Es geht nicht so sehr darum, ganz viel Grosses zu machen, sondern es geht eher darum, etwas NICHT zu machen, was dem Kind in seinem Selbstvertrauen schadet: Neid, Missgunst, Kontrolle, Zwang, Bewertung, Negativität.

 

Selbstwirksamkeit ist ansonsten ganz natürlich im Kind angelegt. Das Kind strebt von sich aus nach Autonomie und Handlungsfähigkeit.

Wir können demnach davon ausgehen, dass alles, was das Kind tut und immer wieder alleine tun will, einem instinktiven Programm des Lebens folgt: all seine Handlungen sind immens wichtig für die gesunde Gehirnentwicklung und für die Ausbildung und Integration der frühkindlichen Reflexe. Wenn wir das also zulassen, tun wir unseren Kindern immer etwas Gutes und stärken sie von innen heraus!

 

Frage Dich auch als Eltern: worauf hast Du Lust im Leben? Was möchtest Du Neues lernen und ausprobieren? Wann hast Du das letztes Mal etwas Verrücktes gemacht? Wann hast Du zum letzten Mal Deinen Kindern gezeigt, wie wichtig und wertvoll sie für Dich sind? Wann warst Du wirklich im Moment präsent? Wo engst Du Kinder ein durch Bewertung, Kontrolle und Angst?

Und welches Selbstvertrauen fehlt Dir selbst? Daran zu arbeiten, kann sehr wichtig sein, damit Kinder nicht unbewusst Deine Ängste, Zweifel und Bewertungsmuster übernehmen.

 

In Herzkompass© Roots kannst Du Deine Stabilität aufbauen und Dir über Dein Handeln bewusst werden. Schreib mir gerne wenn Du Interesse hast.

 


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